Couchsurfing-im-Iran

Couchsurfing-im-Iran_KarteSeit einer Woche gibt es das neue Werk von Stephan Orth und schon nach einem Tag rutsche diese kurzweilige Lektüre direkt in die Topp 100-Liste von amazon. Kein Wunder, denn die 240 Seiten enthüllen so manche tolle Geschichte, die man dem Iran nicht zugetraut hätte. Hier zeigt sich das Land ganz anders, als man es sich vorstellt.

Aber wie gelangt Stephan Orth, Redakteur im Reiseressort bei Spiegel Online, nur an diese Geschichten? Mit Couchsurfing! Offiziell ist es Iranern verboten, Fremde bei sich aufzunehmen, wenn diese sich nicht innerhalb von 24 Stunden bei der örtlichen Polizei melden. Das hat Stephan Orth nicht von seiner „Reise hinter verschlossenen Türen“ abgehalten. Und er sollte mit irrwitzigen Abenteuern belohnt werden. Hier wird ihm offenbart, wie Alt und Jung ihre Sehnsüchte im Verborgenen ausleben.

StephanOrth_Couchsurfing-im-Iran(Fotos: Stephan Orth)

Ein mitreißend erzähltes Buch über die kleinen Freiheiten und großen Sehnsüchte der Iraner. Überzeugen Sie sich am Besten selbst – ganz persönlich bei unserer nächsten Veranstaltung oder hier mit dieser kleinen Leseprobe.

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An der Grenze

Wenn du Schiss hast, so richtig Schiss, wenn du denkst, jetzt geht’s dir an den Kragen, dann nimmst du plötzlich alles in doppelter Schärfe wahr. Das Gehirn schaltet in den Alarmmodus, in dem nur das Hier und Jetzt zählt. Für Dinge, die nichts damit zu tun haben, ist kein Platz mehr. Bei mir zeigt sich das daran, dass mir auf die Frage des Polizisten meine Postleitzahl nicht mehr einfällt.

Ich sitze in einem Verhörzimmer der iranischen Polizei. Die Einrichtung besteht aus einem großen Schreibtisch mit Samsung-Computer, einem flachen Glastisch in der Mitte und sieben Sesseln, deren braune Lederbezüge noch in Plastikfolie eingehüllt sind. Eine schmale Tür führt zum Eingangsbereich, eine andere zu einem Gang mit weiteren Bürotüren. Die hellgrüne Wand ist mit dem Landesemblem verziert, vier Mondsicheln und ein Schwert, daneben hängt golden gerahmt das obligatorische Diktatoren-Doppelporträt. Khomeini blickt finster drein wie immer, Chamenei dagegen grinst breit, noch nie habe ich ihn so lächeln sehen. Vielleicht ist er an Orten wie diesem besonders in seinem Element.

»Vor zwei Jahren wurden hier zwei Spione verhaftet«, sagt Yasmin, meine Begleiterin. »Die sind immer noch im Gefängnis in Teheran.«
»Was haben sie denn gemacht?«
»Weiß ich nicht.« Aber im Iran ist es ein Kinderspiel, in Spionageverdacht zu geraten. Ein paar Erinnerungsfotos von Flughäfen oder Regierungsgebäuden reichen da schon.
Oder der Umstand, dass man sich in der Nähe der Grenze zum Irak aufhält. Wir befinden uns in Nowsud im iranischen Kurdistan; nur zehn Kilometer sind es von hier bis ins Nachbarland.
»Wir haben den Hinweis bekommen, dass sich Ausländer hier aufhalten«, sagt einer der beiden Beamten. Er trägt eine kurdische Pumphose und ein khakifarbenes Hemd. »Eigentlich haben wir heute frei«, fügt er hinzu, um die fehlende Polizeiuniform zu erklären. Bulliges Gesicht, muskulöse Oberarme. Er scheint viel Zeit an Kraftgeräten im Fitnessstudio zu verbringen. Sein Kollege in Rosa dagegen wirkt sanfter, wohlwollender, er hat einen Bauchansatz unter dem breiten Gürteltuch und erweckt den Eindruck, als sei ihm die ganze Sache selbst unangenehm. »Bad cop« und »good cop«, die Rollen sind eindeutig verteilt.

Meine Postleitzahl?
[EXPAND Mehr…]

Ich nenne vor lauter Angst eine falsche.
Der »good cop« fragt, ob wir Tee möchten, im Iran gibt es immer Tee. Kurz darauf bringt ein junger Mann in Militäruniform ein Tablett herein. Beim Trinken merke ich, dass meine Hand zittert, dabei wäre es jetzt wirklich besser, keine Nervosität zu zeigen.
»Guck lieber noch mal, ob du nicht doch deinen Pass findest«, sagt Yasmin. Vorher hatte ich nur eine Kopie gezeigt und behauptet, der Ausweis sei im Hotel. In Wirklichkeit habe ich seit Wochen keine Nacht in einem Hotel verbracht.
Ich wühle angemessen lange in diversen Rucksackfächern und fördere mit gespielter Überraschung das verlangte Dokument zutage. Ein Mitarbeiter im Anzug kommt durch die hintere Tür herein und nimmt den Pass mit in den Nebenraum.
»Er macht Kopien und ruft die Einreisebehörde an, ob alles in Ordnung ist«, erklärt Yasmin.

Weiter mit dem Verhör. Handynummer? Familienstand? Name des Vaters?
Der Khakimann hält meine Daten auf einem DIN-A4-Blatt mit Durchschlag fest, Typ Pelikan Handicopy 303H. Yasmin übersetzt die Fragen und Antworten.

Beruf?
»Er ist Student«, lügt sie, ohne mich zu konsultieren. Beim Visumsantrag hatte ich noch »Website Editor« angegeben, das ist näher an der Wahrheit.

Wie alt?
»34.«

»Was studierst du?«, übersetzt sie eine Nachfrage.
»Englische und amerikanische Literatur«, sage ich. Das war vor acht Jahren, das anschließende Journalismusstudium erwähne ich nicht.

Was machen Sie hier?
Wie ist euer Verhältnis?
»Er ist ein Freund meiner Familie. Er macht Urlaub hier«, sagt Yasmin.

Ein Soldat holt unser Gepäck von draußen aus dem Taxikofferraum und lehnt die Sachen an den Glastisch in der Mitte.
»Alles auspacken«, verlangt der Khakimann.
Staatsführer Chamenei scheint noch etwas breiter von seiner Wand zu grinsen. Gute Zähne für sein Alter, er ist über siebzig. Während ich die ersten Klamottentüten herausziehe und ein Handtuch, das nach nassem Hund riecht, gehe ich in Gedanken alles durch, was ich dabeihabe.

Reiseführer und Iran-Bücher? Nichts Kritisches im Gepäck, das einzige verbotene Buch, »Persepolis« von Marjane Satrapi, habe ich in Teheran gelassen. Zum Glück habe ich kein deutsches Nachrich­tenmagazin dabei und keine Illustrierte, in der unverschleierte Frauen zu sehen sind.

Drogen, Alkohol, Schweinefleisch? Nicht vorhanden.

Die Notizbücher? Sehr verdächtig. Ich habe schon zweieinhalb Moleskine-Kladden vollgeschrieben. Auf der jeweils ersten Seite steht unübersehbar »Iran 1«, »Iran 2« und »Iran 3«.
Presseausweis? In der Geldbörse. Ich Idiot, den hätte ich zu Hause lassen sollen.
Die Kamera? Da wird es heikel. Militäranlagen, ein Atomkraftwerk, Mädchen ohne Schleier, Alkoholpartys, alles dabei. Ich könnte sogar ein paar meiner Freunde in Gefahr bringen damit. Wenigstens sind einige besonders brisante Bilder auf einer Speicherkarte, die sich nicht in der Kamera befindet, sondern etwas versteckt in der Fototasche.

Erstes Interesse erregt der Kulturbeutel mit meiner Reiseapotheke. Der Beamte in Pumphose schaut sich jede Tablettenpackung genau an. Imodium, GeloMyrtol, Aspirin, Paracetamol, Iberogast, Umckaloabo. Ein Drogenschmuggler bin ich offensichtlich nicht. Dann mein Netbook: einmal anschalten, auf dem Desktop findet er keine verdächtigen Ordner, ist alles mit unverfänglichen Dateinamen getarnt. Ich darf wieder ausschalten. Interessiert dreht und wendet er den E-Book-Reader, lässt ihn ungeschickt auf den Boden fallen, entschuldigt sich, dann schmökert er ein bisschen im »Dumont-Kunst-Reiseführer Iran«. Sehr touristisch, sehr harmlos, sehr gut.

Er findet einen Notizblock, einen iranischen allerdings, den mir ein Gastgeber geschenkt hat. »In the name of god, presented to Mr Stephan during his travel to Lorestan Province, 3.2.1393.« Der Polizist blättert alle Seiten durch: nach der Widmung vorn nur leeres Papier, ein besseres Geschenk habe ich nie bekommen. Zum Glück findet der Kerl die anderen Notizbücher nicht, die zwischen ein paar Eintrittskarten und Rechnungen verborgen sind.

Fertig. Alles wieder einpacken. Ich muss mich beherrschen, nicht tief durchzuatmen. Wäre auch deshalb nicht so klug, weil das Verhörzimmer unverkennbar nach feuchtem Handtuch riecht. Ich zurre die Rucksackgurte fest, setze mich wieder auf den Plastikfolienstuhl und greife nach meinem Teeglas. Die Hand zittert nicht mehr.

»Und jetzt zeigen Sie mal Ihre Kamera«, sagt der Khakimann, und hinter ihm an der Wand lacht Chamenei in seinen ­Riesenbart. Er lacht und lacht und hört gar nicht mehr auf damit.

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Teheran
Einwohner: etwa 10 Millionen
Provinz: Teheran
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Welcome to Iran!

[EXPAND Noch mehr…]

»Pass auf vor Terroristen und Entführern!« Ein Freund
»Das ist wie Saudi-Arabien, oder? Schau bloß keiner Frau in die Augen.« Ein Reisejournalist
»Lässt du dir einen Bart wachsen? Bringst du mir einen Teppich mit?« Eine Freundin
»Du bist verrückt. Ich verstehe nicht, was du da willst.« Ein Arbeitskollege aus dem Iran

Vier Wochen vorher. Sobald die Räder des Flugzeugs TK898 aus Istanbul den Boden berühren, gilt eine andere Zeitrechnung. Iran­zeit, zweieinhalb Stunden vor, 621 Jahre zurück. Willkommen am Imam-Khomeini-Flughafen, wir schreiben den 7. Farwar­din 1393, »happy Nowruz«, frohes neues Jahr. Ein rundlicher Mann auf 14B kippt sich den letzten Schluck einer mitgebrachten Flasche Efes-Bier in den Rachen, ein Teenagermädchen auf 17F zieht sich Socken über, um die Knöchel zu verbergen. Schwarze, blonde, braune, rote, graue, gefärbte, gestylte, gekämmte, verwuschelte, kurze und lange Haare verschwinden unter schwarzen, braunen und roten Kopftüchern.

Ausländerinnen unterscheiden sich von Iranerinnen dadurch, dass bei ihnen das ungewohnte Stück Stoff schon beim Öffnen des Gepäckfaches in den Nacken rutscht und sie es neu binden müssen. »Respected Ladies: Observe the Islamic dress code«, steht auf einem Poster im Terminal, ohne »please« oder »thank you«, versteht sich.

Über einer Leuchtreklame für Sony-Handys am Gepäckband begrüßen mich die ersten Poster der beiden Bartträger, in zehnfacher Lebensgröße. Ruhollah Khomeini blickt listig und düster, selbst auf einem Foto scheinen seine Augen alles zu durchdringen. Mit großer Klugheit und unendlicher Kälte blickt der Revolutionsführer auf die Welt hinab. Der amtierende Oberste Führer Ali Chamenei dagegen wirkt mit seiner zu großen Brille und ausdruckslosen Augen einfältig und harmlos, was bemerkenswert ist, weil Chamenei zu den mächtigsten und brutalsten Staatsführern der jüngeren Geschichte gehört.

Aber vielleicht ist die Blässe nur relativ: Neben der dunklen Eminenz Khomeini würden selbst Saddam Hussein und Muammar Gaddafi wie nervöse Koranschüler beim Auswendiglerntest wirken. Der Blick der beiden Ajatollahs sagt: Ab jetzt beobachten wir dich, egal wo du hingehst. Die Porträts hängen in jedem Shop und jedem Restaurant, an Wohnhäusern und Regierungsgebäuden, in Moscheen, Hotels und Busterminals. Wer im Iran den Bildnissen von Khomeini und Chamenei entkommen will, muss sich in einer Wohnung einschließen oder blind sein.

7. Farwardin 1393. Auch was die Gesetzeslage angeht, muss ich um ein paar Jahrhunderte umdenken. Im Iran herrscht die Scharia, im Iran gelten Frauen gesetzlich halb so viel wie Männer und können für Ehebruch gesteinigt werden. Im Iran bin ich ein Verbrecher, weil ich 1,5 Kilo Lübecker Marzipan im Rucksack habe (mit ein bisschen Alkohol drin) und ein paar Kabanossi aus Schweinefleisch. Fehlen nur noch ein paar »Playboy«-Hefte, und ich hätte einen Pokal verdient mit der Aufschrift »Teherans größter Einreisedepp«. Andererseits: Ohne ein paar Gesetzesverstöße ist das, was ich vorhabe, nicht zu machen. Warum also nicht gleich damit anfangen? Je früher ich mich an meine neue Rolle als Gauner, Schwindler und Schauspieler gewöhne, desto besser.

7. Farwardin 1393. Mein Handy weigert sich, die Jahreszahl einzustellen, unter 1971 (warum 1971?) geht nichts. Zur Strafe für seine Befehlsverweigerung führe ich dem rebellischen Gerät eine iranische SIM-Karte ein. Für ihren Erwerb muss ich gleich drei auf Persisch bedruckte Formulare unterschreiben. Ich frage den Verkäufer, was da draufsteht, er spricht nicht gut Englisch.

»No problem!«, antwortet er, und als er meinen zweifelnden Blick sieht, wiederholt er noch einmal in einem sanfteren, fast freundschaftlichen Ton: »No problem!«

Ich brauche unbedingt eine einheimische Handykarte, also unterschreibe ich. Vielleicht habe ich gerade mein Einverständnis erklärt, dass jedes Gespräch und jede SMS vom Geheimdienst überprüft wird, aber das wäre auch wurscht. Machen die sowieso, steht sogar im Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes.

Mehr Freude habe ich beim Geldwechseln: Ein Mitarbeiter am Schalter der Melli Bank sagt, er könne 35.000 Rial pro Euro zahlen, aber ein Stockwerk höher sei eine Wechselstube, wo ich 40.000 bekäme. Tatsächlich kriege ich dort sogar 41.500, kein schlechter Kurs. Bis in den Iran musste ich reisen, um einmal von einem Bankangestellten gut beraten zu werden.

Ich werde es noch mit einigen Geldwechslern zu tun bekommen, weil die hiesigen Automaten keine europäischen Karten akzeptieren. Das ist unpraktisch für Langzeitreisende, ich habe für zwei Monate 2000 Euro und 1000 US-Dollar in kleinen Scheinen dabei, strategisch gut verteilt in verschiedenen Ecken des Gepäcks. Hoffentlich erinnere ich mich noch an die Stellen, wenn ich das Geld brauche.

Der Flughafen ist mit sechs Gepäckbändern kleiner, als man es bei einer Zehn-Millionen-Metropole wie Teheran erwarten würde. Hohe Säulen, viel Glas, viel Beton. Kein Starbucks, kein McDonald’s, kein Louis Vuitton, nur einheimische Fast-Food-Läden, Banken und Souvenirshops. Ein riesiges Poster wünscht alles Gute zum neuen Jahr. Darauf ist ein Goldfischglas abgebildet, das steht für das Leben. Wahrscheinlich gibt es kein anderes Land auf der Welt, in dem ein Fisch im Glas ein Lebenssymbol ist.

Komplette Großfamilien warten mit Blumensträußen auf Neuankömmlinge. Mitten in der Nacht sind sie aufgestanden, um rechtzeitig hier zu sein. Jetzt ist es kurz nach vier. Bei ihrem Anblick fühle ich mich sehr blond und relativ groß. Sagen wir es mal so: Die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand auf der Straße nach dem Weg fragen wird, geht gegen null.

»Welcome to Iran«, sagen stattdessen zwei junge Frauen, die Tschadors tragen. Tschador heißt auf Persisch »Zelt«, und damit ist über Wesen und Weiblichkeit dieses Kleidungsstücks eigentlich alles gesagt. »Where are you from?«, wollen sie wissen. »Are you married or single?«, und schon schweben sie grinsend davon in ihren schwarzen Gespensterzelten.

Besonders verbreitet ist ihr Outfit am Flughafen nicht, die meisten Frauen tragen einfache Kopftücher. Je jünger die Trägerin, desto modischer die Farben. Und desto länger wirkt der Hinterkopf, weil Hochsteckfrisuren total angesagt sind: Mit Tuch drüber wirkt das ein bisschen so, als hätten viele junge Iranerinnen Schädel wie die Aliens von HR Giger. Die meisten Männer dagegen tragen keine Kopfbedeckung, die Kombination Turban und Vollbart ist viel seltener, als Iranklischees vermuten lassen. Ich sehe sie nur zweimal im ganzen Terminal.

Wenn nach Begegnungen mit einem wohlwollenden Banker und flirtenden Tschadormädchen jetzt noch der Taxifahrer davon absieht, mich zu bescheißen, muss ich schon nach einer Stunde Iran meinen Vorurteilskompass neu justieren.

Jeder Iranbesucher, der am Internationalen Flughafen ankommt, muss auf der Fahrt ins Zentrum an den Märtyrern vorbei und an Khomeini persönlich, es gibt keinen anderen Weg in die Stadt. Links vom Highway ruhen 200.000 Opfer des Irakkriegs auf dem größten Friedhof des Landes. Und gegenüber, auf der rechten Straßenseite, ruht Khomeini selber, der Mann, der so viele von ihnen in den Tod schickte. Jeder der vier Türme um sein prachtvolles Mausoleum ist 91 Meter hoch, ein Meter für jedes Lebensjahr. Eine riesige goldene Kuppel reflektiert nächtliches Scheinwerferlicht. Der erste religiöse Prachtbau, den Touristen zu Gesicht bekommen, ist der Schrein des Ajatollah. Dies ist mein Land, hier gelten meine Regeln, signalisiert Khomeini noch fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod jedem Gast.

Das Taxi stoppt, der Fahrer will kein Geld, für einen Freund wie mich sei die Fahrt umsonst. Ich lehne so entschieden ab, wie es das komplizierte Höflichkeitsprotokoll Irans verlangt, und er sagt: »70.000.«

»Rial oder Toman?«, frage ich. Es gibt zwei Währungsbezeichnungen, die sich um eine Null unterscheiden, was es für Touristen nicht einfacher macht.
»Toman natürlich.« Also alles mal zehn.

Ich drücke ihm zwei Hunderttausender und einen Fünfhunderttausender in die Hand. Knapp drei Euro mehr, als auf einer Tafel am Flughafen als angemessener Preis angeschlagen war. Charmanter Kerl, aber natürlich bescheißt er. Wenigstens auf die Taxifahrer ist Verlass.[/EXPAND][/EXPAND]

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Autorenportrait:

Stephan Orth, Jahrgang 1979,studierte Anglistik, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Journalismus. Seit 2008 arbeitet er als Redakteur im Reiseressort bei Spiegel Online. Für seine Reportagen wurde Orth mehrfach mit dem Columbus-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor des Nr.1-Bestsellers »Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt«.

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Klappentext

Couchsurfing im Iran. Meine Reise hinter verschlossene Türen.

Es ist offiziell verboten. Trotzdem reist Spiegel-Online-Autor Stephan Orth als Couchsurfer 9000 Kilometer durch den Iran und erlebt dabei irrwitzige Abenteuer – und ein Land, das so gar nicht zum Bild des Schurkenstaates passt. Eine Bikiniparty in der streng religiösen Stadt Maschhad? Nichts ist unmöglich! … [EXPAND Mehr…] Stephan Orth fährt kreuz und quer durch das Land von Khomeini & Co, tauscht Hotel gegen Privatquartier, schläft auf Dutzenden von Perserteppichen, bricht täglich Gesetze, lebt, feiert und trauert mit dem gastfreundlichsten Volk der Welt. Und lernt den Iran dabei von einer ganz anderen Seite kennen. Denn hinter verschlossenen Türen fällt der Schleier und mit ihm die Angst vor den Sittenwächtern der Mullahs. Hier ist das Leben bunt und rebellisch. Hier ist Platz für Sehnsüchte und Träume. Hier tut sich eine Welt auf, die weitaus spannender ist als die alten Steinmauern persischer Paläste.[/EXPAND]

Details

  • ISBN: 978-3890294544
  • Autor: Stephan Orth
  • Verlag: Malik
  • Erscheinungstermin: 9. März 2015
  • Umfang: 240 Seiten, mit 48 Farbfotos, 30 Schwarz-Weiß-Abbildungen und einer Karte
  • Sprache: Deutsch
  • Gewicht: 404g
  • Maße (B*L*T): 13,9cm * 21,8cm * 3,1cm
  • Preis: 14,99 Euro
  • Broschiert

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